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82 Interviews aus Forschungsprojekt als Forschungsdaten archivieren

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Als verantwortlicher Datenkurator bin ich in einem zeithistorischen Forschungsprojekts dafür verantwortlich die im Rahmen der Einzelstudien entstehenden Interviews zu archivieren und nach Möglichkeit digital für die Nachnutzung bereitzustellen. Im Bereich der Geschichtswissenschaft ist die Nachnutzung von Interviews eher ungewöhnlich. Einerseits ist vielen schwer vorstellbar, dass Interviews außerhalb des eigenen Forschungskontext bzw. der ursprünglichen Forschungsfrage einen wissenschaftlichen Wert besitzen. Andererseits besteht die Befürchtung, die Nachnutzung den Interviewten und dem zu ihnen entwickelten Vertrauensverhältnis nicht gerecht wird. Schließlich gibt es die durchaus berechtigte Sorge, durch das Offenlegen des gesamten Interviews inkl. der eigenen vielleicht auch naiven oder ungelenken Fragen, angreifbar zu werden. Diese Vorstellungen und Vorbehalte äußern sich auf verschiedenen Ebenen: 1. Massive Befürchtungen, dass die Interviewten gar nicht mehr zum Interview bereit sind, wenn man auch die Möglichkeit der Nachnutzung mit anspricht. 2. Vorbehalte durch eine entsprechende Lizenzierung die gemachten Interviews nach der Veröffentlichung der eigenen Studie zugänglich zu machen. 3. Die mit einer Archivierung verbundenen Anforderungen werden als Mehrarbeit/-belastung wahrgenommen, von der der/die jeweilige Forschende nichts hat. 4. Jenseits von technischen, Orts- und Zeitangaben nur wenige Standardvokabularien für zeithistorische Themen vorhanden. Um diesen und anderen Vorbehalten zu begegnen sehe ich verschiedene Ansatzpunkte: 1. Eine Wissensplattform auf der technische und methodische Hinweise sowie best-practice Erfahrungsberichte für zeitgeschichtliche Interviews und deren Nachnutzung gebündelt sind. 2. Die Weiterentwicklung der Wissenschaftskultur einer verantwortungsvollen Nachnutzung von zeithistorischen Interviews. 3. Idealerweise die für eine Langzeitarchivierung nötige Erfassung und Aufbereitung von Metadaten und Ton-/Bildaufnahmen auf einer Online-Plattform so implementieren, dass dieser Schritt auch für das eigene Forschungsvorhaben und die eigene Transkription/Annotation des Materials hilfreich ist. Die Mehrarbeit also durch einen sofortigen Mehrwert aufgewogen wird. Die zunächst nur im Forschungskontext sichtbaren Materialien könnten dann später leicht öffentlich zugänglich gemacht werden.

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81 Nachnutzung von zeitgeschichtlichen Interviews

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Zu einem zeitgeschichtlichen Thema wurden in den letzten Jahrzehnten viele Interviews im Rahmen von wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema geführt. Ich würde gerne diese Interviews mit dem heutigen zeitlichen Abstand darauf untersuchen, welchen Einfluss sie auf die allgemeine Wahrnehmung des Gegenstands ausgeübt haben und wie der jeweilige zeitgeschichtliche Kontext der Interviewsituation sich in dieser und den (nicht) gestellten Fragen niedergeschlagen hat. Leider gibt es keine zentrale Stelle, an der solche Interviews verzeichnet sind, geschweige denn ein zentrales oder auch virtuelles Archiv. Viele Interviews sind in privaten Regalen der Forschenden oder kaum erschlossen an den beteiligten Institutionen gelagert, andere finden sich verteilt über verschiedene Archive. Manche Originalaufnahmen sind nicht mehr existent. In den seltensten Fällen ist die Frage der Nachnutzung rechtlich eindeutig geklärt. Oft hängt die Möglichkeit der Nachnutzung an persönlichen oder institutionellen Beziehungen und dem Vertrauen der Urheber*innen in die Nachnutzenden. Um die Ausgangssituation für solche Fragestellungen zu verbessern, sehe ich verschiedene Ansatzpunkte: 1. Ein Archivübergreifendes digitales Verzeichnis von Interviews, das die Auffindbarkeit verbessert. Vorhaben wie das DFG Projekt „Oral History digital“ mit dem das ZZF kooperiert sollten deshalb unbedingt in den NFDI-Prozess einbezogen werden. 2. Ein vereinheitlichtes Set von Metadaten, um die Recherche über Archivgrenzen hinweg zu vereinfachen. 3. Archivierungsangebote für einzelne Forschende und kleinere Institutionen, die eine angemessene Archivierung inkl. Aufbereitung des Materials für die Archivierung nicht selber leisten können. 4. Vorlagen für rechtliche Erklärungen (Einverständniserklärung,…), die auch die Möglichkeit der Nachnutzung einbeziehen und für alle Seiten transparent und praktikabel regeln. 5. Eine Debatte um den Wert von Interviews über den eigenen Forschungskontext hinaus als originäre Forschungsdaten. 6. Die Entwicklung einer Wissenschaftskultur der verantwortlichen Nachnutzung, die berücksichtigt, dass a) ein Interview nur auf Grundlage einer Vertrauensbeziehung zwischen Interviewenden und Interviewten entstanden ist und dieses Vertrauen nicht einfach übertragbar ist. b) ein Interview auch viel über den/die Forschende verrät und damit verletzbar/angreifbar macht.

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80 Zusammenhang und Trennschärfe zwischen Forschungsdaten und Objektdigitalisaten in einer kulturhistorischen Sammlung

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Unsere Einrichtung verfügt über eine große und thematisch breit gefächerte Sammlung historischer Objekte, die zugleich Grundlage der Forschungsarbeit unserer Wissenschaftler*innen ist. Die (z.T. dreidimensionale) Digitalisierung von Objekten zu Zwecken der Dokumentation, wissenschaftlichen Verfügbarmachung und nicht zuletzt auch zur Publikumsansprache gehört ebenso zu unserem wachsenden Aufgabenprofil wie diese objektbezogene Forschung. Dies wirft für mich, der ich den Aufbau entsprechender personeller und technischer Infrastrukturen betreue, Fragen danach auf, wo genau hier die Grenze des Begriffs ‚Forschungsdaten‘ zu ziehen ist: Sind z.B. die ‚bloßen‘ Digitalisate schon Forschungsdaten? Falls nicht, wie gehen wir mit dem Umstand um, dass die ‚tatsächlichen‘ Forschungsdaten sehr oft nur im direkten Zusammenhang mit den Digitalisaten interpretierbar sind? Hier sind technische Lösungen unabdingbar, die z.B. die Einbindung von (teils sehr großen) 3D-Modellen in digitale Forschungsumgebungen ermöglichen und die so m.E. nicht von Einzelinstitutionen entwickelt werden können.

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78 Alle nutzen dann meine Daten – aber was habe ich davon?

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Ich soll zukünftig meine Forschungsdaten unter einer offenen Lizenz publizieren und zur Nachnutzung zur Verfügung stellen. Prinzipiell habe ich da nichts dagegen, aber ich habe diese Daten schon seit zehn Jahren gesammelt, sehr viel Arbeit investiert und auch die Aufbereitung für die Publikation ist noch einmal aufwändig. Ich habe auch nocht nicht selbst alle Aspekte ausgewertet. Was habe ich als Forschende eigentlich davon? Bisher werden die Daten in der Geschichtswissenschaft maximal zitiert (wenn überhaupt) und das bringt mir kaum einen wissenschaftlichen Benefit. In den naturwissenschaftlichen Fächern werden die Produzenten von Daten bei Nachnutzung automatisch auch an den neu entstehenden Publikationen als Co-Autoren beteiligt. In der Geschichtswissenschaft ist davon noch nichts zu spüren, sondern man erfährt mit solchen Ansinnen eher Ablehnung. Ganz im Gegenteil: Wenn ich Paper mit mehreren Autoren einreiche, werden diese bei Qualifizierungsanerkennungen noch aussortiert, weil da mein eigener Beitrag nicht ausreichend erkennbar ist.

 

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77 Workshop Datenpublikation: Suche Syllabus!

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Als verantwortliche Person an einer außeruniversitären Einrichtung möchte ich für die Forschenden in der Qualifizierungsphase Weiterbildungsformate im Bereich Forschungsdatenmanagement anbieten. Insbesondere die Publikation von Forschungsdaten soll gemäß der institutionellen Forschungsdatenleitlinie unterstützt werden. Ein eintägiger Workshop zu Möglichkeiten und Rahmenbedingungen von Datenpublikationen in den Geschichtswissenschaften soll für den Themenbereich sensibilisieren und konkrete Handlungsoptionen für die Forschenden bieten. Eine Konzeption der Veranstaltung von Null auf wäre zu aufwendig für die Einrichtung, so dass ich auf vorhandene Konzepte und Material zurückgreifen möchte und dieses über eine Internetrecherche auffindbar sein sollte. Das Material sollte einen vollständigen Syllabus und Foliensätze umfassen sowie idealerweise auch das Feedback von Teilnehmenden bereits realisierter Veranstaltungen enthalten. Die Recherche blieb jedoch erfolglos: Veranstaltungen zum Forschungsdatenmanagement in den historischen Wissenschaften finden sich insgesamt nur wenige, die recherchierbar und dokumentiert sind, darunter sind noch weniger als Fortbildungsveranstaltung für die Qualifizierungsphase konzipiert und nachnutzbares Lehrmaterial findet sich darunter nur in absoluten Ausnahmefällen, jedoch keines zum Thema Datenpublikation. Während für generische Themen des Forschungsdatenmanagements ausreichend Material zur Verfügung steht, fehlt es an den notwendigen fachspezifischen Adaptionen, besonders im Bereich der historischen Geisteswissenschaften.

 

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76 Bereitstellung von Daten – Daten aus einer Objektsammlung

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Als Forscher wollte ich gern eine datengetriebene Analyse zur Verbreitung heraldischer Motive auf mittelalterlichen Objekten durchführen. Geeignete Daten schien es an einer großen Objektsammlung zu geben, die ihre Sammlung sehr ansprechend in einem online-Portal präsentiert. Hier konnte man facettiert die Suchmenge z.B. auf Mittelalter, Deutsches Reich, heraldisch eingrenzen. Die einzelnen Objekte sind zudem jeweils in LIDO-XML beschrieben, wobei die XML-Dateien zu den Objekten jeweils downloadbar sind. Um tatsächlich über den gesamten Bestand arbeiten zu können, hätte ich auch Zugang zu den Daten der Sammlung gebraucht. Eine Schnittstelle oder einen Data-Dump für die gesamte Sammlung und das Treffen einer entsprechenden Auswahl gab es nicht. Alles, was man herunterladen konnte, waren die LIDO-Files für die einzelnen Objekte, in denen die Informationen zu den heraldische Motiven nicht inkludiert waren.

 

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75 Sicherung und Aktualisierung von „älteren“ Datenbanken

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Vor gut 20 Jahren wurden in einem Forschungsprojekt sämtliche Vorstände und Aufsichtsräte deutscher Unternehmen der Jahre 1906, 1927, 1932, 1933 und 1954 in einer Datenbank erfasst. Das Ziel war es, wirtschaftliche und familiäre Vernetzung zu ermitteln und die Struktur der Wirtschaftselite in den Umbruchzeiten zu analysieren. Als Quelle standen die Handbücher der deutschen Aktiengesellschaften in mehreren Ausgaben zur Verfügung. Die Angaben wurden per Hand in eine „Filemaker“-Datenbank eingetragen. Im Laufe der Jahre musste die Datenbank mehrfach in gängigere Formate konvertiert werden, um sie les- und bearbeitbar zu halten. Im Zuge dessen ergaben sich entsprechende Übertragungsprobleme. In diesem Kontext ergeben sich folgende Fragen: a) Wir kann die dauerhafte Sicherung und Aktualisierung von älteren Datenbanken garantiert werden? Sollte es Software-Vorgaben bzw. Empfehlungen geben, um die Daten langfristig nutzbar zu halten? b) Bei der Eingabe der Daten wurden bestimmte Schlagwörter und Abkürzungen z.B. für Berufsbezeichnungen oder Titel vergeben. Es wäre sicher sinnvoll, solche Zuordnungen von Angaben zu Personen nach einem gemeinsamen Standard vorzunehmen, um die spätere Metasuche zu erleichtern. Wie kann dies gelingen?

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74 Kontrollierte Vokabulare und proprietäre Softwares

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Als Forschungseinrichtung müssen wir die Langzeitarchivierung der Forschungsdaten sichern aber sind von unseren proprietären Softwares auf verschiedenen Ebenen eingeschränkt. Zwar erlaubt unser Datenbanksystem die Daten laut verschiedenen Formaten (e.g. XML) und Schemata eines selben Formats (e.g. archivfachlichem XML-EAC) zu exportieren aber die innerhalb des Datenbanksystems bereits bestehenden Thesauri und Taxonomien können ohne (gebührenpflichtige) technische Betreuung nicht ausgeführt werden. Da die Migration aller Forschungsdaten zu einem neuen geeigneteren (Langzeitarchivierungs-)Gerät jedenfalls zeit-, arbeits- und kostenintensiv wäre, möchten wir dafür sorgen, dass nicht nur die Daten sondern auch die kontrollierten Vokabulare aufbewahrt werden sollen. Wie werden kontrollierte Vokabulare in den Geisteswissenschaften normgerecht freigemacht und langfristig archiviert?

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73 How to avoid misrepresentations of data

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I am Principal Investigator in a project (PENELOPE, funded by ERC, Deutsches Museum) where the key objective is to explore what is categorised as tacit knowledge, in (ancient) weaving. We make a claim that mathematical knowledge, was itself abstracted from weaving principles in Ancient Greece. In order to explicate such knowledge as being rational and technological, we show coding, algorithms, and numbers implicit in weaving practices. Our problem for data management is that, even though we developed a lot of experiments (live coded looms, robot swarms dancing around a maypole, documenting tacit technological conversations of weavers at looms), only the interaction of all of them can eventually be understood as the point we make for weaving knowledge. Once we move forward, the object cannot solve the problem, and when placed in the public domain can end up misrepresenting what the research outcomes are. How do we avoid this situation? In order to generate the necessary insights, we get users to experience the nature of this knowledge, creating analogies through different algorithmic practices – in music, in computers, on looms. We will set up a final workshop/exhibit and make videos of such experiments as documentation. However, the data processing when weaving becomes available only when the object is in motion, in use. The information is complete only when there is actual engagement with the material objects of our project. How do we save this experiential component, which is available in the project, as data structure? If we put this into a data storage facility, we fall into the trap of creating a new graveyard for weaving knowledge. How do we avoid this trap? How can we actually mark points of ‘missing’ data connections?

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