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95 Suchen von digitalisierten Zeitungen und Zeitschriften

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Ich beschäftige mich mit Schriftstellerinnen um 1820 und recherchiere nach Artikeln dieser Frauen in Zeitungen und Zeitschriften. Bibliotheken bieten ihre digitalisierten Bestände auf eigenen Plattformen an. Als Bibliothekarin verstehe ich die Angebote, als Forschende habe ich jedoch eine andere Sicht. Bibliothekssicht: Wir bieten eine einfache Suche und eine erweiterte Suche auf unserer Plattform. Forschende: Ich suche eher bei https://de.wikisource.org, welches Heft, welche Ausgabe digitalisiert vorliegt. Dann erst betrete ich das digitale Angebot einer Bibliothek. Der Ansatz von Bibliotheken nun häuserübergreifende digitale Plattformen für Zeitungen und Zeitschriften aufzubauen, scheint seltsam, da es dieses Angebot mit wikisource eigentlich bereits gibt. Hilfreich wäre es, sie würden ihre Daten dort einpflegen.

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92 Metadaten aus Forschungsprojekten: Singuläres vs. Standardisierung. Zum Problem der kategorialen Erschließung von Daten

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Auch im Bereich der philosophiehistorischen Grundlagenforschung wird zunehmend die Digitalisierung von Daten (Editionen, Zeitschriften, Kompendien, Archive) vorangetrieben. Dabei stellt sich die Frage, wie die entstehenden Datenmengen auszuwerten sind. Neben der Überlegung zu den technischen Möglichkeiten tritt auch ein hermeneutisches Problem: Wie ist ein sinnvoller kategorialer Zugriff auf die Daten möglich? Die klassischen Werkzeuge sind: Kategorien, Termini, Begriffe usw., aber auch Textsorten (Monographie, Zeitschriftenbeitrag, Nachlassmaterial usw.). Neue Werkzeuge des distant readings treten hinzu, bspw. die Makroanalyse, die computerbasierte Formanalyse von Textualität usw. In diesem Zusammenhang fehlt es bisher an einem Forum für eine vorgeschaltete Methodenreflexion. Es scheint kein guter Rat zu sein, ein Maximum an Werkzeugen in der Analyse der Datenmengen anzuwenden, oder sich ohne weiteres gegen die alten und für die neuen Werkzeuge zu entscheiden. Ein Vorteil der qualitativen Datenanalyse war und ist, dass singuläre Einheiten (Episoden) der Philosophiegeschichte bewahrt werden konnten; ein Nachteil der quantitativen Analyse könnte sein, dass im Verfahren der Standardisierung die Möglichkeit qualitativer Differenzierung von Episodischen und Generalisierendem verloren geht. Darüberhinaus besteht auch die Gefahr, dass durch die Erfassung der Daten im Prozess der Digitalisierung die alten Wissensspeicher - wie bspw. Lexika der Wörter, Begriffe, Metaphern, Kompendien systematischer und historischer Fragen an die Philosophiegeschichte - für obsolet erklärt werden und die Suggestion der für sich selbst sprechenden Daten (der alte "Mythos der Gegebenheit") sich festsetzt. Um hier Klarheit zu schaffen, sollte es als eine dringliche Aufgabe markiert werden, einen Weg zu finden, die alten und die neuen Werkzeuge zu kombinieren und andere Methoden, eventuell verscuhsweise Hybrid-Methoden zu entwickeln. So ist davon auszugehen, dass bspw. ein Historisches Wörterbuch der Philosophie (Erstauflage in den 1970er Jahren) für eine Neubearbeitung seinen Werkzeugkasten neu bestücken wird. Was das heißt und wie unsere Forschung als historisch arbeitende Geisteswissenschaftler*innen nicht nur in der Philosophie, sondern auch in den benachbarten Wissensdisziplinen aussehen wird, vor welchen Herausforderungen/ Möglichkeiten wir stehen und wie ein angemessener hermeneutischer Zugriff auf die digitalisierten Datenmengen (for Memory!) aussehen kann, darüber sollte eine Debatte stattfinden.

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90 Grenzen des Machbaren

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WissenschaftlerInnen kennen das Problem, nicht aufhören zu können, aus vielen Bereichen: Wann ist ein Buch abgeschlossen? Wann ist genügend Literatur recherchiert? Wann ist der letzte Wörterbuchbeleg gefunden? Beim Aufbau digitaler Ressourcen stellt sich dieses Problem nicht anders, aber besonders. Ich arbeite in einem Projekt, das kodikologische Basisdaten sammelt. Doch was sind Basisdaten? Gehören Wasserzeichen, Provenienz, Illustrationsbeschreibungen dazu? Die potentielle Menge des Verzettelbaren ist scheinbar unbegrenzt. Dass damit weder dem Projekt noch den Benutzern ein Gefallen getan ist, weiß man zwar, doch die reine Möglichkeit verleiht den Handlungsdruck, immer weitere Daten aufzunehmen. TEI-BenutzerInnen werden das Problem ebenso kennen: Wie tief findet die Auszeichnung statt? Die Möglichkeit gewinnt den Charakter eines Wettlaufs von Hase und Igel. Man kommt nie hinterher, egal wie sehr man sich bemüht. Handelt es sich nur um ein psychisches Problem (der "geile Drang auf große Ganze", wie Benjamin sagte) oder um ein systembedingtes, dem auch mit klareren Prozessen beizukommen wäre?

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87 Probleme bei Erfassung und Verarbeitung historischer Datumsangaben

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Das Entstehungsdatum einer Quelle anzugeben, ist nicht einfach, denn es ist nicht immer direkt auf Quellen verzeichnet. So hat man ggf. kein exaktes Tagesdatum, kann dieses nur aus Kontexten erschließen (z.B. aus Ereignis- oder Feiertagsangaben) oder nur anmerken, dass es um, vor oder nach einem anderen Datum entstanden ist. So können manchmal nur Jahreszahlen oder Monate angeben werden, ggf. mit einer zusätzlichen Angabe wie Anfang, Mitte oder Ende des Zeitraums, den man erschlossen hat. Datenbanken auf der anderen Seite erfordern ein exaktes Datum in der Form JJJJ-MM-TT. Nur dann können diese Daten weiterverarbeitet und z.B. für Suchzugriffe oder Sortieralgorithmen genutzt werden. Ein weiteres Problem ist, dass Standardisierungen nicht auf historische Belange angepasst sind. Die Unixzeit, die jedes Datum in Sekunden ab dem 1. Januar 1970 umrechnet, wird von vielen Computerprogrammen zur Datumsberechnungen verwendet. In der Microsoft-Welt werden alle Daten ab dem 1. Januar 1900 unterstützt. Die Norm ISO 8601 gilt nur für Daten ab 15. Oktober 1582. Für Daten davor müssen die Austauschpartner weitere Vereinbarung untereinander treffen (z.B. für v.Chr. ein Minus vor der Jahreszahl). Die Problematik des Jahres Null stellt für Computerverarbeitung ein weiteres Hürde dar. Die Eingabe ungenauer oder erschlossener Daten ist eigentlich nicht vorgesehen. Meistens wird es durch die Eingabe mehrerer Daten (z.B. weiteres Feld für Sortierdatum oder Angabe eines Zeitraums) und weiterer Felder, mit denen man die Art bzw. Qualität der Daten angibt (erschlossen, wahrscheinlich, etc.), umgangen. Dies ist aber individuell in Softwaren oder durch Datenmodelle festgelegt und kann dann nur schwer und nicht ohne weitere Absprache/Anpassungen in der digitalen Welt ausgetauscht werden. Auch besteht die Gefahr, dass das maschinenlesbare Datum, das nur aus Sortier- oder Verarbeitungszweck dem Digitalisat mitgegeben wurde, zum "eigentlichen" Datum der Quelle mutiert, da dieses Datum digital gelesen und verarbeitet werden kann.

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86 Probleme ohne Datenmanagementplan

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Ich koordiniere ein anderthalbjähriges audiovisuelles Zeitzeugenprojekt, angesiedelt an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, in Kooperation mit der Humboldt Universität zu Berlin. Das Projekt wird durch Bund und Länder gefördert: Thüringen, Sachsen und die Wismut GmbH, die ihre Gelder durch das BMWi erhält. Laut Antrag beinhaltet das Vorhaben, 50 Zeitzeugeninterviews zu führen, diese filmisch zu dokumentieren, anschließend zu transkribieren, zu verschlagworten und sowohl für eine (Langzeit)archivierung bereitzustellen als auch in eine noch aufzubauende Datenbank zu integrieren. Ein Zeitzeugenprojekt mit diesem Umfang benötigt ein Team, um es im Rahmen der vorgegebenen Zeit umzusetzen. Bisher besteht unsere Projektgruppe lediglich aus zwei Mitarbeitern. Diese „dünne Personaldecke“ ist dem Umstand geschuldet, dass wir als Projektgruppe seit sechs Monaten die Zusicherung der Förderung des BMWi zwar haben, aber bis heute kein Geld geflossen ist. Zudem erwartet das BMWi, die Zahl der zu führenden Interviews auf eine unbestimmte Zahl zu erhöhen. Es sind kaum 50 qualitative Interviews in einem Jahr schaffbar, geschweige denn die erweiterte. Der Aufbau der Datenbank, das Frontend, und die Langzeitarchivierung der großen Datenmenge sollten über die Sächsische Akademie (SAW) organisiert werden, um die Nachhaltigkeit des Projektes zu sichern. Erst nach Beginn des Projekts wurde deutlich, dass die SAW keine Kapazitäten dafür hat. Wir einigten uns auf einen Prototyp der Datenbank mit einem entsprechenden Frontend, das in Folgeprojekte münden und ausgearbeitet werden soll. Doch bleibt die Befürchtung, dass wir Daten produzieren, die in Vergessenheit geraten. Bei einem Projekt, in das mehrere erfahrene Institutionen involviert sind, hätte ich mehr Kommunikation und Unterstützung, zum Beispiel im Vorfeld für das Erstellen eines Datenmanagementplanes erwartet, das uns sicher vor einigen Problemen bewahrt hätte. Beispielsweise hätten wir mit einem DMP die juristische Komplexität, sowie die logistische und finanzielle Herausforderung einer Langzeitarchivierung erkennen und klären können. Wir stehen nun vor der Aufgabe, uns zusätzlich in neue Themenfelder einzuarbeiten, obwohl unsere finanziellen und personellen Kapazitäten dafür nicht vorhanden sind.

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84 Forschungsdaten als Vertrauenssache

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Als Leiter des Programmbereichs Forschungsinfrastrukturen an einem zeithistorischen Forschungsinstitut bin ich auf verschiedenen Ebenen mit den Bedürfnissen der Forschenden hinsichtlich Archivierung, Erschließung und Bereitstellung, der von ihnen produzierten Forschungsdaten, aber auch gleichzeitig auch mit einer ganzen Reihe von Unsicherheiten und Befürchtungen konfrontiert. Beim Aufbau eines institutsweiten Verfahrens und Regelsystem für den Umgang mit Forschungsdaten haben sich folgende Probleme gezeigt, die für den Aufbau übergreifender Infrastrukturen von Bedeutung sind: 1. Forschungsdaten sind eine "Vertrauenssache" und ein Feld von hoher Sensibilität für die Forschenden. Gegenüber forschungsfernen zentralen Infrastrukturen gibt es daher zahlreiche Vorbehalte, die durch intermediäre Strukturen des Datenmanagements aufgefangen werden müssen 2. Forschungsdatenmanagement setzt einen Kulturwandel in der Disziplin voraus. Wer seine Daten erschließt, archiviert und zur Nachnutzung bereitstellt muss daraus fachlichen Reputationsgewinn ziehen können. 3. Als Praxis muss Forschungsdatenmanagement bereits von Anfang an in den Prozess der Projektbearbeitung implementiert werden. Entsprechende Infrastrukturen sollten als Arbeitsumgebung funktionieren und Werkzeuge für die Bearbeitung der Daten bereitstellen. 4. Es müssen fachliche Standards für die Qualität von Forschungsdatensammlungen etabliert werden und ein Instrumentarium für die fachliche Kritik solcher Ergebnisformen etabliert werden ("H-Soz-Kult für Forschungsdaten") 5. Bislang fehlt es in den meisten Einrichtungen an Personal und Ressourcen für das Forschungsdatenmanagement. Neben dem Aufbau einer nationalen Infrastruktur muss diese Aufgaben in den Bereichen vor Ort als Feld fachlicher Wertschätzung und strategische Aufgabe etabliert werden, wofür entsprechende Ressourcen bereitgestellt werden. 6. Um eine Kultur im Umgang mit Forschungsdaten zu etablieren braucht es neben der zentralen Infrastruktur fachdisziplinbezogenen Wissensplattformen mit Tutorials, Ratgebern, Musterverträgen und Best-Practice Beispielen. Dazu sollten die etablierten Plattformen der Fachinformation und -Kommunikation weiterentwickelt werden 7. Es bedarf einer Aufklärungskampagne über Fragen des Datenschutzes bei Forschungsdaten, die Rechtssicherheit etablieren hilft. Auch dies eine Aufgabe für Data Culture

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83 Forschungsdatenmnagement als Support für Forschungsprojekte

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Als IT-Verantwortlicher an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung möchte ich ein Forschungsdaten-Management-Verfahren einrichten. Ich erhalte Informationen über beginnende und laufende Projekte bzw. Ansprechpartner*innen aus der Verwaltung und führe Gespräche mit einzelnen Wissenschaftler*innen. Gleichzeitig beginnt das Institut mit der Aufarbeitung am Haus überlieferter Datensammlungen. So nimmt die Menge der anfallenden Projektinformationen aktuell stark zu, so dass ich ein eigenes Verwaltungssystem (interne Datenbank) angelegt habe. Ich erkenne die Notwendigkeit, von diesem System aus Schnittstellen zu unserem Forschungsinformationssystem wie auch zu anderen öffentlichen Online-Katalogen des Instituts herzustellen. Allerdings würde eine solche Erweiterung des Systems derzeit mehr Ressourcen kosten als mir auch mittelfristig für das Forschungsdatenmanagement zur Verfügung stehen. Auch erscheint mir die Entwicklung solcher Insellösungen pro Einrichtung nicht sehr effektiv. Konkret fehlen m.E. Data-Services, die Metadaten bzw. Formate für die Projektdaten-Beschreibung definieren und für eigene Bedürfnisse zu erweitern wären. Dies würde mehr Zeit für die Betreuung der einzelnen Forscher*innen und Projekte eröffnen.

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81 Nachnutzung von zeitgeschichtlichen Interviews

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Zu einem zeitgeschichtlichen Thema wurden in den letzten Jahrzehnten viele Interviews im Rahmen von wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema geführt. Ich würde gerne diese Interviews mit dem heutigen zeitlichen Abstand darauf untersuchen, welchen Einfluss sie auf die allgemeine Wahrnehmung des Gegenstands ausgeübt haben und wie der jeweilige zeitgeschichtliche Kontext der Interviewsituation sich in dieser und den (nicht) gestellten Fragen niedergeschlagen hat. Leider gibt es keine zentrale Stelle, an der solche Interviews verzeichnet sind, geschweige denn ein zentrales oder auch virtuelles Archiv. Viele Interviews sind in privaten Regalen der Forschenden oder kaum erschlossen an den beteiligten Institutionen gelagert, andere finden sich verteilt über verschiedene Archive. Manche Originalaufnahmen sind nicht mehr existent. In den seltensten Fällen ist die Frage der Nachnutzung rechtlich eindeutig geklärt. Oft hängt die Möglichkeit der Nachnutzung an persönlichen oder institutionellen Beziehungen und dem Vertrauen der Urheber*innen in die Nachnutzenden. Um die Ausgangssituation für solche Fragestellungen zu verbessern, sehe ich verschiedene Ansatzpunkte: 1. Ein Archivübergreifendes digitales Verzeichnis von Interviews, das die Auffindbarkeit verbessert. Vorhaben wie das DFG Projekt „Oral History digital“ mit dem das ZZF kooperiert sollten deshalb unbedingt in den NFDI-Prozess einbezogen werden. 2. Ein vereinheitlichtes Set von Metadaten, um die Recherche über Archivgrenzen hinweg zu vereinfachen. 3. Archivierungsangebote für einzelne Forschende und kleinere Institutionen, die eine angemessene Archivierung inkl. Aufbereitung des Materials für die Archivierung nicht selber leisten können. 4. Vorlagen für rechtliche Erklärungen (Einverständniserklärung,…), die auch die Möglichkeit der Nachnutzung einbeziehen und für alle Seiten transparent und praktikabel regeln. 5. Eine Debatte um den Wert von Interviews über den eigenen Forschungskontext hinaus als originäre Forschungsdaten. 6. Die Entwicklung einer Wissenschaftskultur der verantwortlichen Nachnutzung, die berücksichtigt, dass a) ein Interview nur auf Grundlage einer Vertrauensbeziehung zwischen Interviewenden und Interviewten entstanden ist und dieses Vertrauen nicht einfach übertragbar ist. b) ein Interview auch viel über den/die Forschende verrät und damit verletzbar/angreifbar macht.

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71 Grenzübergreifende Forschung

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Story In einem gemeinsamen Projekt italienischer, französischer und deutscher Wissenschaftler*innen werden die Berichte, Korrespondenzen und Sachzeugnisse dreier Reisender auf ihrer Grand Tour erforscht. Die Quellen befinden sich in Archiven und Museen in Italien, Frankreich, Deutschland und in der Schweiz. Viele dieser Quellen sind nicht digitalisiert, sollen aber durch das Projekt digitalisiert werden. Von Beginn an möchte das Team, dass: • die Digitalisate anschließend übergreifend auffindbar und verwendbar sind, • die Daten zu den Stationen der Grand Tour in allen beteiligten Ländern einfach auffindbar sind, • die Daten und Digitalisate im Rahmen des Wissenstransfers frei und einfach genutzt werden können. Das Projektteam findet aber in jedem Land unterschiedliche Ansprechpartner*innen, zum Beispiel sind mal die Archive und mal Forschungsinstitute zuständig. Die Wissenschaftler*innen können bei den Auskünften nicht einschätzen, inwieweit die vorgeschlagenen Lösungen auch für das andere Land passend sind. Insgesamt fehlen Best Practices und Ansprechpartner*innen für den Umgang mit Forschungsdaten in grenzübergreifenden Projekten in der Geschichtswissenschaft. Potentielle Lösung Kompetenzbereich der Max Weber Stiftung: traditionsreiche bi- und multinationale Projektarbeit

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70 Sozialdaten als Quellen der Zeitgeschichte

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Im Rahmen eines geförderten Projekts beteiligt sich das DHI London daran, Richtlinien für eine von zeithistorischen ForscherInnen dringend benötigte Infrastruktur zur Erfassung, Langzeitarchivierung, Zugänglichkeit und Auswertung neuartiger Datenbestände (sogenannter „Sozialdaten“) aufzubauen. Bei Sozialdaten handelt es sich um die seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zunehmend erzeugten Datensammlungen einerseits staatlicher Behörden, andererseits (im breitesten Sinne) sozialwissenschaftlicher Forschungen. Dies sind heterogene, oft fragmentarisch überlieferte, quantitative und qualitative Daten. Ziel der laufenden Machbarkeitsstudie ist, vorhandene Sozialdatenbestände zu evaluieren, die Bedarfe zeithistorischer Forschung zu erfassen und Umsetzungsmodelle für den Aufbau einer solchen Forschungsdateninfrastruktur herauszuarbeiten und in der Fachcommunity breit zu verankern. Die Forschungsinfrastruktur soll unter anderem zum Erreichen folgender Ziele beitragen: • Sozialdaten sollen als historische Quellen erschlossen und langzeitarchiviert werden können; • diese Datenbestände sollen für die historische Forschung sichtbar dokumentiert und zentral recherchierbar sein; • Metadatenformate zur Kontextualisierung sollen bereitgestellt werden; • es sollen fortlaufend Tools zur optimalen Nutzung der Sozialdaten gemäß den historischen Forschungsinteressen entwickelt und betreut werden; • Beratungs- und Schulungsangebote zu Sozialdaten sollen angeboten werden; • Bedingungen einer rechtskonformen Nachnutzung von Sozialdaten in Bezug auf Datenschutz, Nutzungsbedingungen und Eigentum an den Daten sollen erkundet werden; • Plattformen für die Kommunikation zwischen DatennutzerInnen und DatenhalterInnen sowie zwischen sozial- und geschichtswissenschaftlichen Forschenden sollen entstehen; • die Verknüpfung mit anderen nationalen und internationalen Infrastrukturen gleichen Typs soll hergestellt werden, um mittel- bzw. langfristig internationale Forschungsinfrastrukturen aufbauen zu können. Die Forschenden stoßen auf folgende Probleme: • stark fragmentierte Datenbestände; • Fehlen einer leicht auffindbaren und aussagekräftigen Dokumentation der Daten (beispielsweise zum Archivierungsort); • Fehlen einheitlicher Standards zum Kuratieren zeitgeschichtlicher Daten, etwa von Interviews; • rechtliche Unklarheiten, etwa zu Datenschutz, Urheberrecht, Anonymisierung; • hohe Hürden für HistorikerInnen zur Forschung mit Sozialdaten, da frei verfügbare Sozialdatenbestände fehlen und die statistischen Kenntnisse für deren Auswertung nicht in den historischen Curricula der Universitäten verankert sind; • Nichtberücksichtigung von Schnittstellen zu sozialwissenschaftlichen Infrastrukturen und Erschließungstechniken beim bisherigen Aufbau digitaler geisteswissenschaftlicher Forschungsinfrastrukturen.

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