90 Grenzen des Machbaren

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WissenschaftlerInnen kennen das Problem, nicht aufhören zu können, aus vielen Bereichen: Wann ist ein Buch abgeschlossen? Wann ist genügend Literatur recherchiert? Wann ist der letzte Wörterbuchbeleg gefunden? Beim Aufbau digitaler Ressourcen stellt sich dieses Problem nicht anders, aber besonders. Ich arbeite in einem Projekt, das kodikologische Basisdaten sammelt. Doch was sind Basisdaten? Gehören Wasserzeichen, Provenienz, Illustrationsbeschreibungen dazu? Die potentielle Menge des Verzettelbaren ist scheinbar unbegrenzt. Dass damit weder dem Projekt noch den Benutzern ein Gefallen getan ist, weiß man zwar, doch die reine Möglichkeit verleiht den Handlungsdruck, immer weitere Daten aufzunehmen. TEI-BenutzerInnen werden das Problem ebenso kennen: Wie tief findet die Auszeichnung statt? Die Möglichkeit gewinnt den Charakter eines Wettlaufs von Hase und Igel. Man kommt nie hinterher, egal wie sehr man sich bemüht. Handelt es sich nur um ein psychisches Problem (der "geile Drang auf große Ganze", wie Benjamin sagte) oder um ein systembedingtes, dem auch mit klareren Prozessen beizukommen wäre?