Wesentlicher Kern der Digital Humanities ist die Entwicklung und Erforschung digitaler Methoden zur Beantwortung geisteswissenschaftlicher Fragestellungen. Softwareentwicklung stellt in diesem Zusammenhang einen zentralen Bestandteil der Forschungspraxis dar. Nicht selten ist dabei die Entwicklung eines Algorithmus, einer Schnittstelle oder eines Softwarepaketes die eigentliche wissenschaftliche Leistung. Forschungssoftware entsteht in einem komplexen, kreativen, kombinatorischen und oft kollaborativen Prozess, der durch zahlreiche Abhängigkeiten zu anderen Ressourcen und Softwarekomponenten gekennzeichnet ist. Im Gegensatz zu klassischen Forschungsdaten ist der Lebenszyklus von Forschungssoftware wesentlich kürzer und weitaus anfälliger für „äußere Einflüsse“. Zum einen wird Forschungssoftware häufig nur zur kurzfristigen Erzeugung oder Verifikation von Forschungsergebnissen erstellt, zum anderen leidet sie unter der oft begrenzten Förderdauer von Projekten. Themen wie das Überarbeiten von Quellcode, um eine bessere Wartbarkeit zu erzielen, oder das Erstellen von Dokumentationen und Tutorials werden aus Zeitgründen häufig nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt. Zudem fallen bei Auslauf der Projektmittel die Softwareentwickler*innen als notwendige technische Expert*innen weg, so dass die Software nicht mehr gepflegt wird und schnell veraltet. Als spezielle Art von Forschungsdaten stellt Software besondere Herausforderungen an den Entwicklungsprozess und an ein nachhaltiges Datenmanagement. Die Anerkennung von Software als Forschungsergebnis sowie die Schaffung institutioneller Strukturen, die Softwareentwickler*innen verlässliche Karrierewege ermöglichen und nicht zuletzt die Integration von Software in nachhaltige Forschungsdateninfrastrukturen würden maßgeblich zu einer qualitativ besseren Forschungspraxis beitragen.
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