Ich koordiniere ein anderthalbjähriges audiovisuelles Zeitzeugenprojekt, angesiedelt an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, in Kooperation mit der Humboldt Universität zu Berlin. Das Projekt wird durch Bund und Länder gefördert: Thüringen, Sachsen und die Wismut GmbH, die ihre Gelder durch das BMWi erhält. Laut Antrag beinhaltet das Vorhaben, 50 Zeitzeugeninterviews zu führen, diese filmisch zu dokumentieren, anschließend zu transkribieren, zu verschlagworten und sowohl für eine (Langzeit)archivierung bereitzustellen als auch in eine noch aufzubauende Datenbank zu integrieren. Ein Zeitzeugenprojekt mit diesem Umfang benötigt ein Team, um es im Rahmen der vorgegebenen Zeit umzusetzen. Bisher besteht unsere Projektgruppe lediglich aus zwei Mitarbeitern. Diese „dünne Personaldecke“ ist dem Umstand geschuldet, dass wir als Projektgruppe seit sechs Monaten die Zusicherung der Förderung des BMWi zwar haben, aber bis heute kein Geld geflossen ist. Zudem erwartet das BMWi, die Zahl der zu führenden Interviews auf eine unbestimmte Zahl zu erhöhen. Es sind kaum 50 qualitative Interviews in einem Jahr schaffbar, geschweige denn die erweiterte. Der Aufbau der Datenbank, das Frontend, und die Langzeitarchivierung der großen Datenmenge sollten über die Sächsische Akademie (SAW) organisiert werden, um die Nachhaltigkeit des Projektes zu sichern. Erst nach Beginn des Projekts wurde deutlich, dass die SAW keine Kapazitäten dafür hat. Wir einigten uns auf einen Prototyp der Datenbank mit einem entsprechenden Frontend, das in Folgeprojekte münden und ausgearbeitet werden soll. Doch bleibt die Befürchtung, dass wir Daten produzieren, die in Vergessenheit geraten. Bei einem Projekt, in das mehrere erfahrene Institutionen involviert sind, hätte ich mehr Kommunikation und Unterstützung, zum Beispiel im Vorfeld für das Erstellen eines Datenmanagementplanes erwartet, das uns sicher vor einigen Problemen bewahrt hätte. Beispielsweise hätten wir mit einem DMP die juristische Komplexität, sowie die logistische und finanzielle Herausforderung einer Langzeitarchivierung erkennen und klären können. Wir stehen nun vor der Aufgabe, uns zusätzlich in neue Themenfelder einzuarbeiten, obwohl unsere finanziellen und personellen Kapazitäten dafür nicht vorhanden sind.
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