4Memory FAIR Data Fellowships 2025

Straßennamen, Gästebucheinträge, Interviews mit Holocaust-Überlebenden, Briefe von Jugendlichen, Grabsteine aus dem 16. Jahrhundert, Bittbriefe, Berliner Fahrplanbücher, bedrohte Sprachen Indiens und Tourismusanfragen auf EU-Ebene – auch die zweite Runde der NFDI4Memory FAIR Data Fellowships verspricht spannende Datensätze zu einer Vielzahl historischer Themen, Methoden und Epochen. Elf vor allem Promovierende und PostDocs aus den Geschichtswissenschaften haben sich im internationalen Bewerber:innenfeld durchgesetzt und beginnen ab März 2025 ein NFDI4Memory FAIR Data Fellowship.

In den einmonatigen Fellowships werden sie von Expert:innen im Forschungsdatenmanagement am Data Center for the Humanities der Universität zu Köln, am Deutschen Museum, am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft, an der Herzog August Bibliothek oder am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte betreut. Wie in der ersten Runde 2024 werden während der Beratung individuelle Lösungen für die jeweiligen Datensets erarbeitet. Die Fellows publizieren ihre eigenständig aufbereiteten Datenpakete und machen sie so für weitere Forschungen zugänglich. So kann die akribische Arbeit, die die Fellows investiert haben,in Form der publizierten Daten Grundlage weiterführender Forschung werden.

Erstmals als betreuende Einrichtung ist dieses Jahr das Data Center for the Humanities (DCH) an der Universität zu Köln dabei. Mit einem Fokus auf audiovisuelle Daten sowie Forschung im Kontext indigener Kulturen bringen sie Expertise zu neuen Themenfeldern mit und erweitern so das Spektrum, in dem die NFDI4Memory FAIR Data Fellowships konkrete Unterstützung leisten können.

Nach den positiven Erfahrungen der ersten Fellowshiprunde freuen sich die fünf Einrichtungen nun auf die insgesamt elf neuen Fellows. Die Herzog August Bibliothek (HAB) betreut Hans Baumann und seine Transkriptionen von Briefen Jugendlicher, die von ihren „Sprachreisen“ in Frankreich in der Frühen Neuzeit berichten. Maja Rothard hat sich dem Thema nächtliche Begräbnisse angenommen und wird einen auf Archivauswertungen von Bittschriften (Suppliken) basierenden Datensatz strukturieren.

Am Leibniz Institut für Europäische Geschichte (IEG) wird Orysia Vira ihr vier Jahrhunderte umspannendes Datenset mit 5000 Straßennamen aus der ukrainischen Stadt Lviv bearbeiten. Zeynep Arslan Çalık hat in Wiener Archiven die Wege von Muslim:innen aus dem Osmanischen Reich um 1800 in Ländern der Habsburger Monarchie untersucht und ein Datenset erstellt, das im Zentrum ihres Fellowships steht. Elisa Tizzioni bringt an das IEG ein Datenset mit, das sie basierend auf Anfragen aus den 1980er und 1990er Jahren an das EU-Parlament zum Thema Tourismus erstellt hat. Was uns besonders freut: Das dritte Fellowship wurde auf Grund der hohen Qualität der Bewerbungen zusätzlich aus Mitteln des IEG ermöglicht.

Das Data Center for the Humanities (DCH) an der Universität zu Köln bringt seine Expertise bei der Beratung von Swati Guha und ihrem Projekt rund um bedrohte Sprachen in Indien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Zeitzeug:inneninterviews stehen bei dem zweiten Fellow am DCH im Zentrum: Florian Duda hat in seinem Promotionsprojekt die Videoaufnahmen von Holocaust-Überlebenden in Hinblick auf darin gezeigte Mimik und Emotionen untersucht. Am DCH wird er neben den Forschungsdaten auch selbst entwickelte Tools für die Publikation vorbereiten.

Welche Stationen im Berliner Nahverkehrsnetz zwischen Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Mauerfall angefahren wurden, hat Noah Baumann untersucht. Sein Datenset bereitet er am Deutschen Museum (DM) zur Publikation auf. Auch Sebastian Knoll-Jung wird in München als Fellow betreut und bringt ein Datenset zu den über 1600 Projekten mit, die zwischen 1974 und 1989 im Rahmen des Bundesprogramms „Humanisierung des Arbeitslebens“ gefördert wurden.

Das Herder-Institut (HI) ist in dieser Fellowshiprunde mit den beiden FAIR Data Fellows Eva Jarošová und Matthias Melcher stark im tschechischen Kontext verankert. Eva Jarošová bringt ein Projekt zu Prager Grabsteinen in der Frühen Neuzeit mit. Matthias Melcher hat das Gästebuch des für die tschechische Nationalbewegung wichtigen Fundorts der Königinhofer Handschrift ausgewertet, das er unter anderem mit Georeferenzierungen anreichern möchte.

Wir sind gespannt auf die kommenden Monate und werden auch in diesem Jahr wieder meet and greet-Angebote planen, um die Erfahrungen rund um die Fellowships mit der Community zu teilen, auch damit viele Menschen mit historischen Forschungsdaten Lust auf eine Bewerbung für die NFDI4Memory FAIR Data Fellowships 2026 bekommen.

 

Fellow Institution Thema Veröffentlichung
Hans Baumann HAB Fremdspracherwerb im Spiegel von Briefen deutschsprachiger Jugendlicher und junger Erwachsener im Kontext von Auslandsaufenthalten in der Frühen Neuzeit
Noah Baumann DM Entwicklung des Berliner Nahverkehrsnetzes (1945–1989)
Zeynep Arslan Çalık IEG Mobility of Muslim Ottoman subjects in Habsburg Territories (1772–1826)
Florian Duda DCH Emotionen und Mimik in Zeitzeug:inneninterviews von Holocaust-Überlebenden
Swati Guha DCH Language Endangerment and Pluralist India
Eva Jarošová HI Prager Grabsteine (1500–1650)
Sebastian Knoll-Jung DM Wirkungsgeschichte des Bundesprogramms „Humanisierung des Arbeitslebens“ (1974–1989)
Matthias Melcher HI Gästebuch des Fundorts der Königinhofer Handschrift im 19. Jahrhundert
Maja Rothardt HAB Nächtliche Begräbnisse in der reformierten Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert
Elisa Tizzioni IEG Tourismuspolitik des EU-Parlaments (1979 –1999)
Orysia Vira IEG Straßennamen in Lviv/Ukraine vom 14. bis 18. Jahrhundert

 

Profile und Voraussetzungen der durchführenden Institutionen

Die FAIR Data Fellows werden an einer der fünf folgenden Institutionen betreut, die jeweils einen eigenen Schwerpunkt haben. Wir bitten diesen bei der Bewerbung zu beachten. Gerne stehen die Ansprechpartner:innen für Rückfragen zurVerfügung.

 

Das Data Center for the Humanities ist seit über elf Jahren das geisteswissenschaftlich- fachspezifische Datenzentrum der Philosophischen Fakultät an der Universität zu Köln. Es verfügt über einen dezidierten Schwerpunkt im Bereich audiovisuelleSprachdaten und betreibt mit dem Language Archive Cologne (LAC) ein eigenes Repositorium für bedrohte Sprachen. Im Umgang mit Daten aus indigenen Kulturen hat das DCH langjährige Erfahrung in der Berücksichtigung und Umsetzung der FAIR und CARE Prinzipen gesammelt. Ein weiterer Schwerpunkt ist das nachhaltige und langfristige Hosting von lebenden Systemen und Ressourcen wie Anwendungen, Software, digitale Editionen und Datenbanken.

Besonders erwünscht sind Bewerbungen mit einem Bezug zu audiovisuellen Sprachdaten oder indigenen Kulturen. Die Beratung erfolgt grundsätzlich remote.

Ansprechpartner: Patrick Helling und Felix Rau (info-dch@uni-koeln.de).

 

Das Deutsche Museum von Meisterwerken der Naturwissenschaft und Technik ist das weltweit größte Technikmuseum und eines der acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft. Neben den Sammlungen mit Objekten, Modellen undDemonstrationen besitzt es mit dem Spezialarchiv zur Geschichte der Naturwissenschaft und Technik, der größten Museumsbibliothek Deutschlands und dem Deutschen Museum Digital eine hervorragende Forschungsinfrastruktur. Die Fellows werden vom Deutschen Museum Digital betreut, das mit modernen Methoden der Wissensverarbeitung die Bestände des Museums verfügbar macht. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der semantischen Vernetzung der Bestände von Objektsammlung, Archiv und Bibliothek.

Besonders erwünscht sind Bewerbungen mit einem Bezug zur objekt- oder museumsorientierten historischen Forschung oder zur Wissenschafts- und Technikgeschichte im weiteren Sinne.

Ansprechpartnerin: Peggy Große (p.grosse@deutsches-museum.de).

 

Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg ist eine Forschungs- und Infrastruktureinrichtung der Leibniz-Gemeinschaft und beschäftigt sich mit der Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas. Es betreibt auf der Basis seiner umfangreichen Sammlungen und großen Forschungsbibliothek eigene Forschungen, darunter Projekte im Bereich der digitalen Geschichte und Kunstgeschichte, der sammlungsbezogenen Kulturwissenschaften und der Entwicklung multimedialer Wissensportale. Im Rahmen der Erschließung und Dokumentation seiner Sammlungsbestände und von Forschungsprojekten erzeugt das Herder-Institut eine Vielzahl heterogener Forschungsdaten.

Besonders erwünscht sind Bewerbungen mit Daten bzw. Projekten, die in das Sammlungs- und Forschungsprofil zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas fallen oder zu Infrastrukturaufgaben des Instituts anschlussfähig sind. Die Betreuung erfolgt grundsätzlich remote, aber auch Aufenthalte vor Ort sind grundsätzlich willkommen.

Ansprechpartnerin:Anna-Lena Körfer (anna-lena.koerfer@ herder-institut.de).

 

Die Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (HAB) ist eine außeruniversitäre Studien- und Forschungseinrichtung für die europäische Kulturgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Sowohl für Handschriften (ca. 2.500 mittelalterliche) als auch für Alte Drucke ist sie Kompetenzzentrum für die Erschließung und Erforschung und fungiert im Rahmen der Sammlung Deutscher Drucke (SDD) als Nationalbibliothek für das 17. Jahrhundert. Die Forschung an der HAB ist eng mit den Entwicklungenin den Digital Humanities verbunden, wo hier – neben Digitalisierung und Erschließung – ein Schwerpunkt im Bereich der Digitalen Editorik liegt.

Besonders erwünscht sind Bewerbungen mit einem Bezug zu den Beständen und/oder Forschungsschwerpunkten der HAB oder zum digitalen Edieren. Die Beratung erfolgt grundsätzlich remote, aber auch Besuche vor Ort sind ausdrücklich willkommen.

Ansprechpartnerin: Daniela Schulz(schulz@hab.de).

 

Das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz ist eine gemeinnützige Einrichtung zur Förderung der Wissenschaft. Seine Aufgabe ist die wissenschaftliche Erforschung der europäischen Geschichte von der Frühen Neuzeit bis in die Zeitgeschichte. Es befasst sich zudem mit aktuellen Entwicklungen in den Digital Humanities und koordiniert NFDI4Memory, das Konsortium für die historisch arbeitenden Geisteswissenschaften.

Besonders erwünscht sind Bewerbungen von Doktorand:innen und Postdocs mit einem Bezug zu den Schwerpunkten des IEG. Die Fellows werden durch die Mitarbeiter:innen des DH Lab betreut. Die Begleitung erfolgt grundsätzlich remote, aber auch Aufenthalte vor Ort sind ausdrücklich willkommen.

Ansprechpartnerin: Constanze Buyken (buyken@ieg-mainz.de).

Noch Fragen?

Allgemeine Fragen und Anliegen zu den FAIR Data Fellowships richten Sie bitte an die NFDI4Memory- Ansprechpartnerin Christiane Weber (weber@historikerverband.de).

Für was steht NFDI4Memory?

NFDI4Memory, das Konsortium für die historisch arbeitenden Geisteswissenschaften innerhalb der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), treibt institutionelle, fachliche und methodische Innovationen an. Das Konsortium integriert erstmals Forschungs-, Gedächtnis- und Informationsinfrastruktureinrichtungen in einer digitalen Forschungsdateninfrastruktur. NFDI4Memory wird gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Projektnummer 501609550.