

NFDI4Memory Summer Schools
Linking Data | Linking Communities
Die „Linking Data | Linking Communities“-Summer Schools von NFDI4Memory bringen Personen aus Archiven, Museen, Bibliotheken und weiteren historisch arbeitenden Gedächtniseinrichtungen sowie historisch Forschende zusammen, die sich mit dem Management von Daten sowie deren Bereitstellung für die (historische) Forschung beschäftigen.
Bei den Summer Schools von NFDI4Memory stellen sich die Teilnehmer:innen Fragen und Herausforderungen, die für die Praxis historisch arbeitender Disziplinen zentral sind: Forschungsdatenmanagement, neue Perspektiven auf Quellenkritik im digitalen Zeitalter sowie Tools und Methoden der Digital History. Sie behandeln vielfältige Themen aus der GLAM-Praxis, konkrete Datentypen und -bestände sowie die zentralen NFDI4Memory-Themen Data Quality, Data Connectivity, Data Services, Data Literacy und Data Culture.
Die zwei bis dreitägigen Summer Schools richten sich an Praktiker:innen aus Archiven, Museen, Bibliotheken, Forschungseinrichtungen, Gedenkstätten und Citizen Science-Projekten sowie historisch Forschende. Gemeinsam wollen wir die Datenkultur in den jeweiligen Communities voranbringen und die historisch arbeitenden Fächer dadurch für die Zukunft im Umgang mit digitalen Methoden stärken.
2024 fand die erste „Linking Data|Linking Communities“-Summer School am Landesarchiv Baden-Württemberg unter dem Thema „Das Beste aus zwei Welten. Digitale Methoden und Use Cases in Archivwesen und Digital History“ statt. Die Summer School am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaftim Herbst 2025 wählt einen starken hands-on Ansatz und adressiert Masterstudierende, Promovierende und Praktiker:innen mit ersten Erfahrungen im Bereich Datenqualitätsmanagement. 2026 lädt die Bayerische Staatsbibliothek und 2027 das Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung zur Summer School ein.
Die nächste „Linking Data|Linking Communities“ Summer School findet vom 10. bis 12. September 2025 am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft statt. Das Thema lautet „The White Elephant in the Room. Datenqualitätsmanagement in historisch arbeitenden Fächern“.
Bericht zur ersten 4Memory Summer School 2024
Noch 2020 beklagten Kiran Klaus Patel, Professor für Europäische Geschichte an der LMU und Frank Bischoff, Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, in einem Aufsatz das „Schweigen zwischen Geschichtswissenschaft und Archiven im digitalen Zeitalter“¹. Inzwischen tauschen sich Archive und Geschichtswissenschaft verstärkt über die digitale Transformation aus, durch die sich neue Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen für Archive und Digital History bieten und stellen. Nicht zuletzt das Konsortium NFDI4Memory fungiert dabei als wichtige Kommunikationsplattform und als gemeinsames Handlungsfeld. Bereits kurz nach Start des Konsortiums im Juni 2023 widmete sich das 27. Archivwissenschaftliche Kolloquium unter dem Titel „Archivists meet Historians – Transferring source criticism to the digital age“ dem gemeinsamen Querschnittsthema der digitalen ²
Auf der ersten „Linking Data|Linking Communities“ 4Memory Summer School, die organisiert vom Landesarchiv Baden-Württemberg vom 24. bis 26. September 2024 in Stuttgart veranstaltet wurde, ging es um die Schnittstellen zwischen Archivwesen und Digital History. Drei Tage lang diskutierten fast 30 Personen über digitale Methoden und Use Cases in Archivwesen und Digital History, durch das Programm führten Kai Naumann und Timo Holste (Landesarchiv Baden-Württemberg). Versammelt waren in Stuttgart Repräsentant*innen der GLAM-Einrichtungen, der historischen Forschung und von Ausbildungseinrichtungen für Archive.
Den Auftakt der Veranstaltung bildete die Keynote, in der Björn Beck (Staatsministerium Baden-Württemberg) unter dem Titel „KI - Gamechanger für die Verwaltung?“ am Beispiel der Justiz Baden-Württemberg darstellte, wie KI in Massenverfahren der Justiz und Verwaltung in Baden-Württemberg eingesetzt wird und welche disruptiven Effekte sich aus dem KI-Einsatz ergeben werden.
Der zweite der Tag der Summer School startete mit der Präsentation von Nico Beyer und Felix Gericke (Freie Universität Berlin/ EMILiA-Projekt), die den Teilnehmenden unter dem Titel „EMILiA: Was benötigen die Forschenden? Entwicklung einer Software für die Archivierung und Nutzbarmachung von E-Mails“ Einblicke in die Entwicklung eines Tools zur Übernahme, Bewertung, Erschließung und Auswertung von E-Mails gewährten. Maximilian Stimpert und Johannes Haslauer (Staatsarchiv Bamberg) präsentierten unter dem Titel „Forschung an Archivalien – Archivische Erschließung & Digital Humanities“ Erfahrungen aus dem durch die 4Memory Incubator Funds finanzierten Projekt „Hands-on Normdaten! Use Case zur communityorientierten, ressourceneffizienten und kreativen Implementierung der Gemeinsamen Normdatei (GND) in den Erschließungsworkflow einer staatlichen Archivverwaltung am Beispiel Bayerns“. Anhand eines Use Cases inszenierten die beiden einen archivisch-akademischen Dialog über die Vorteile, die die Anreicherung archivischer Findmittel mit der GND im Kontext der Digital History bietet. Andreas Nestl und Michael Unger (Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns) sowie Kai Naumann (Landesarchiv Baden-Württemberg) sprachen sodann über das in den Digital Humanities bislang weniger bekannte Thema „Archivische Bewertung - was ist das und wo stehen wir?“. Dabei führten die Referenten nicht nur in die Grundlagen der archivischen Bewertung ein, sondern stellten überdies diverse Tools zur automatisierten Bewertung von Verwaltungsschriftgut aus ihren Häusern vor. Den Abschluss des zweiten Veranstaltungstags bildete die Präsentation von Markus Gerstmeier (Universität Passau) zum Thema „Lernorte an Schnittstellen von Geschichtsforschung, Archiv und Digitalisierung. Praxisnahe akademische Lehre anhand aktueller Kooperationsprojekte des Passauer Lehrstuhls für Digital Humanities“. Im Rahmen seiner Präsentation zeigte Gerstmeier die Potentiale auf, die gemeinsame Lehrveranstaltungen von Archiveinrichtungen und Digital History-Professuren für die Ausbildung der Studierenden haben können.
Der dritte Veranstaltungstag begann mit dem Vortrag von Roman Kuhn (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz) zum Thema: „Stabi Lab. Partizipative und explorative Zugänge zu den Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin“. Kuhn erweiterte die Perspektive auf das Bibliothekswesen. Er berichtete über die Erfahrung der Staatsbibliothek zu Berlin bei der Bereitstellung von ausgewählten Datensätzen sowie von darauf aufbauenden innovativen Anwendungen und Prototypen in einer experimentellen Lab-Umgebung. Den Abschluss der Summer School bildete eine Roundtable-Diskussion. Unter der Moderation von Kai Naumann (Landesarchiv Baden-Württemberg) diskutieren Irmgard Christa Becker (Archivschule Marburg), Torsten Hiltmann (Humboldt-Universität zu Berlin), Micky Lindlar (TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek) und Kristina Starkloff (Archiv der Max-Planck-Gesellschaft) über die Ergebnisse der Summer School und über die Möglichkeiten von GLAM-Einrichtungen und Forschung, die digitale Transformation der Geschichtswissenschaften und des Archivwesens gemeinsam zu gestalten.
Die nächste „Linking Data|Linking Communities“ 4Memory Summer School findet 2025 am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft in Marburg statt. Das Format bietet damit weiterhin eine wichtige Plattform für den Austausch und die Zusammenarbeit von Vertretern der verschiedenen Communitys und kann an wertvolle Impulse der Auftaktveranstaltung anknüpfen.
Autoren: Kai Naumann & Timo Holste