Soundscapes of Digital History

Voices from the field of digital history

Was ist eigentlich "Digital History" und wer betreibt diese? Wie sind Protagonisten ins Feld der "Digital History" gekommen und wie hat sich dieses entwickelt? Wie ist die Lage der jungen Kolleg:innen? Was sind die Herausforderungen der Digitalität für die Geschichtswissenschaften – gerade in Zeiten abnehmender Geschichtsmündigkeit, die sich beispielsweise in der sinkenden Bedeutung von Geschichtsunterricht an den Schulen manifestiert? Welche Konsequenzen erwarten wir von der Durchdringung von Forschung und Lehre mit "Künstlicher Intelligenz", vor allem der allgemeinen Verbreitung großer Sprachmodelle, die eine unendliche Fülle kohärenter Quellenkorpora ohne jeglichen Wahrheitsanspruch synthetisieren können?

Die Antworten auf diese Fragen sind vielfältig und hängen von den Verhältnissen ab, unter denen Geschichtswissenschaft betrieben wird. Was liegt da näher, als die Kolleg:innen selbst zu Wort kommen zu lassen und ihre Stimmen in einem asynchronen Gespräch, das Länder, Zeiten und Sprachen umspannt, zugänglich zu machen. Seit 2024 haben wir Gespräche mit Kolleg:innen aufgezeichnet, die in verschiedenen Bereichen einer wie auch immer definierten "Digitalen Geschichtswissenschaft" arbeiten. Im vorliegenden Forum "Soundscapes of Digital History" veröffentlichen wir diese anlässlich des 55. Deutschen Historikertages 2025 in Bonn: als Diskussionsbeiträge über Landschaften und Formen der digitalen Geschichtswissenschaft, als individuelle Perspektiven der Entwicklung und Nutzung genuin digitaler oder eben digital gestützter Arbeitsformen und Methoden. Zugleich sind diese Beiträge über Lebens- und Arbeitswege in den historisch arbeitenden Geisteswissenschaften eine Dokumentation von Forschungsprozessen und -daten und stehen als dynamische Oral History von Digitalität und Kulturwandel in den Geschichtswissenschaften zur Verfügung. So treten anhand subjektiver Eindrücke und Standpunkte aus der Digital History Community die Herausforderungen und Möglichkeiten einer digital-historischen Forschung und einer historischen Datenkultur zu Tage.

Dieses Forum erhebt nicht den Anspruch, repräsentativ im Sinne einer quantitativen Sozialforschung für das gesamte Feld der Digitalität in den Geschichtswissenschaften zu stehen. Vielmehr möchten wir die Pluralität der Erfahrungen und Stimmen aus der Community betonen. Ein Großteil der Gespräche ist im Rahmen von Veranstaltungen im Bereich der digitalen Geschichtswissenschaften, die von Projektteilnehmer:innen des NFDI4Memory-Konsortiums oder in Kollaboration mit NFDI4Memory organisiert wurden, entstanden, weitere Kolleg:innen wurden auf geschichtswissenschaftlichen Tagungen zu den Interviews eingeladen. Wir haben versucht, eine Ausgewogenheit der Teilnehmer:innen hinsichtlich der Kategorien Karrierewege, Qualifikationsstufen und Geschlecht herzustellen. Wieweit die Spannbreite in den Gesprächen nun die tatsächliche Realität in einer "Digitalen Geschichtswissenschaft" widerspiegelt, ist allerdings offen.

Herausgegeben wird dieser Themenschwerpunkt von der Task Area 5 - Data Culture des NFDI4Memory-Konsortiums und H-Soz-Kult.

Die Task Area Data Culture wird von Kolleg:innen an der Professur Digital History am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin und beim Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) verantwortet. Gemeinsam möchten wir den fundamentalen epistemischen Wandel, der durch die umfassende Erfassung, Speicherung und Verarbeitung von Daten (Datafizierung) in Gesellschaft und Wissenschaften bedingt ist, verstehen und den dafür notwendigen kulturellen Wandel im Fach fördern und begleiten. Die Spannbreite unserer Tätigkeiten reicht dabei von der Untersuchung der Geschichte der Digitalen Geschichte über die experimentelle Erprobung neuer, datengetriebener Methoden bis zu Vermittlungsangeboten im Umgang mit (Forschungs-)Daten, Nachwuchsförderung und Diskussionsforen mit Expert:innen und der Breite unserer Communities. H-Soz-Kult wiederum steht seit 1996 als digitale Plattform für Fachinformation und Fachkommunikation nicht nur als Informationsquelle, sondern zugleich als Archiv, Medium und Akteur für den digitalen Wandel in den Geschichtswissenschaften.

Die Soundscapes sind eine wöchentliche Veröffentlichung von Gesprächen als Audiobeitrag. Als genuinen Textbeitrag, wie sonst in den Hsozkult-Foren üblich, stellen wir die Transskripte bereit und versenden diese über HTML-Newsletter und Mailabonnement. Die Gespräche variieren in ihrer Länge, liegen auf Deutsch oder Englisch vor und folgen einem lockeren Gesprächsfaden, der ein gewisses Maß an Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Gesprächen herstellen soll. Jedes Gespräch bietet dabei eine Mischung aus fachlicher und persönlicher Atmosphäre. Wir verstehen diese Beiträge als ein offenes Projekt, in das weitere Gespräche einfließen sollen und werden.

Wenn Sie Ihre Stimme und Perspektiven unserem Themenschwerpunkt hinzufügen wollen, schreiben Sie uns bitte per Mail an hsk.redaktion(at)geschichte.hu-berlin.de. Wir freuen uns ebenso über Ihre Anregungen und Hinweise.

Till Grallert (NFDI4Memory), Thomas Meyer (Hsozkult), Claudia Prinz (Hsozkult), Jascha Schmitz (NFDI4Memory)