NFDI4Memory FAIR Data Fellowships

Passgenaue und individuelle Unterstützung für die eigenständige Aufbereitung historischer Forschungsdaten

Forschungsdaten erhoben für ein geschichtswissenschaftliches Projekt, aber sie schlummern ungenutzt auf externen Festplatten oder in irgendeinem Unterordner? Für alle, die das ändern möchten, gibt es die NFDI4Memory FAIR Data Fellowships. Die bis zu elf Fellows arbeiten ihre historischen Forschungsdaten mit Beratung von Expert:innen im Forschungsdatenmanagement bis zur Publikation auf.

Die einmonatigen Fellowships sind mit je 1.500,- Euro dotiert und können remote stattfinden. Sie richten sich an alle Historiker:innen und historisch Arbeitenden egal mit welchen Vorkenntnissen – entscheidend ist die Motivation, die eigenen historischen Forschungsdaten aktiv mit der Community teilen zu wollen.

Unterstützt werden die Fellows bei der Aufbereitung eigener Forschungsdaten aus abgeschlossenen oder kurz vor Abschluss stehenden Projekten von Expert:innen des Data Centre for the Humanities an der Universität zu Köln, des Deutschen Museums, des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft, des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel.

Die Fellows erhalten Beratung zu den FAIR-Prinzipien, geeigneten Strukturierungsmöglichkeiten sowie zu passenden Repositorien für die Publikation ihrer Forschungsdaten. Am Ende des Fellowships sollte ein strukturiertes und publikationsfähiges Datenset stehen. Ihre Erfahrungen teilen die Fellows, z.B. in Form von Blogbeiträgen, mit der historisch arbeitenden Community.

Bewerben können sich – je nach durchführender Einrichtung – Masterstudierende, Doktorand:innen, PostDocs, Mitarbeitende von Museen, Bibliotheken, Archiven, Universitäten und weiteren Forschungseinrichtungen sowie freie Historiker:innen. Die unterschiedlichen Bewerbungsvoraussetzungen und inhaltlichen Schwerpunkte an den fünf  durchführenden Einrichtungen sind bei der Bewerbung zu berücksichtigen. Internationale Bewerbungen sind willkommen.

 

Die FAIR Data Fellowships werden bis einschließlich 2027 jährlich ausgeschrieben. Allgemeine Fragen und Anliegen zu den FAIR Data Fellowships beantwortet die NFDI4Memory-Ansprechpartnerin innerhalb der Task Area Data Culture Christiane Weber (weber(at)historikerverband.de). Die nächste Ausschreibung findet im Herbst 2025 statt.

FAIR Data Fellows

Straßennamen, Gästebucheinträge, Interviews mit Holocaust-Überlebenden, Briefe von Jugendlichen, Grabsteine aus dem 16. Jahrhundert, Bittbriefe, Berliner Fahrplanbücher, bedrohte Sprachen Indiens und Tourismusanfragen auf EU-Ebene – auch die zweite Runde der NFDI4Memory FAIR Data Fellowships verspricht spannende Datensätze zu einer Vielzahl historischer Themen, Methoden und Epochen. Elf vor allem Promovierende und PostDocs aus den Geschichtswissenschaften haben sich im internationalen Bewerber:innenfeld durchgesetzt und beginnen ab März 2025 ein NFDI4Memory FAIR Data Fellowship.

In den einmonatigen Fellowships werden sie von Expert:innen im Forschungsdatenmanagement am Data Center for the Humanities der Universität zu Köln, am Deutschen Museum, am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft, an der Herzog August Bibliothek oder am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte betreut. Wie in der ersten Runde 2024 werden während der Beratung individuelle Lösungen für die jeweiligen Datensets erarbeitet. Die Fellows publizieren ihre eigenständig aufbereiteten Datenpakete und machen sie so für weitere Forschungen zugänglich. So kann die akribische Arbeit, die die Fellows investiert haben,in Form der publizierten Daten Grundlage weiterführender Forschung werden.

Erstmals als betreuende Einrichtung ist dieses Jahr das Data Center for the Humanities (DCH) an der Universität zu Köln dabei. Mit einem Fokus auf audiovisuelle Daten sowie Forschung im Kontext indigener Kulturen bringen sie Expertise zu neuen Themenfeldern mit und erweitern so das Spektrum, in dem die NFDI4Memory FAIR Data Fellowships konkrete Unterstützung leisten können.

Nach den positiven Erfahrungen der ersten Fellowshiprunde freuen sich die fünf Einrichtungen nun auf die insgesamt elf neuen Fellows. Die Herzog August Bibliothek (HAB) betreut Hans Baumann und seine Transkriptionen von Briefen Jugendlicher, die von ihren „Sprachreisen“ in Frankreich in der Frühen Neuzeit berichten. Maja Rothard hat sich dem Thema nächtliche Begräbnisse angenommen und wird einen auf Archivauswertungen von Bittschriften (Suppliken) basierenden Datensatz strukturieren.

Am Leibniz Institut für Europäische Geschichte (IEG) wird Orysia Vira ihr vier Jahrhunderte umspannendes Datenset mit 5000 Straßennamen aus der ukrainischen Stadt Lviv bearbeiten. Zeynep Arslan Çalık hat in Wiener Archiven die Wege von Muslim:innen aus dem Osmanischen Reich um 1800 in Ländern der Habsburger Monarchie untersucht und ein Datenset erstellt, das im Zentrum ihres Fellowships steht. Elisa Tizzioni bringt an das IEG ein Datenset mit, das sie basierend auf Anfragen aus den 1980er und 1990er Jahren an das EU-Parlament zum Thema Tourismus erstellt hat. Was uns besonders freut: Das dritte Fellowship wurde auf Grund der hohen Qualität der Bewerbungen zusätzlich aus Mitteln des IEG ermöglicht.

Das Data Center for the Humanities (DCH) an der Universität zu Köln bringt seine Expertise bei der Beratung von Swati Guha und ihrem Projekt rund um bedrohte Sprachen in Indien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Zeitzeug:inneninterviews stehen bei dem zweiten Fellow am DCH im Zentrum: Florian Duda hat in seinem Promotionsprojekt die Videoaufnahmen von Holocaust-Überlebenden in Hinblick auf darin gezeigte Mimik und Emotionen untersucht. Am DCH wird er neben den Forschungsdaten auch selbst entwickelte Tools für die Publikation vorbereiten.

Welche Stationen im Berliner Nahverkehrsnetz zwischen Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Mauerfall angefahren wurden, hat Noah Baumann untersucht. Sein Datenset bereitet er am Deutschen Museum (DM) zur Publikation auf. Auch Sebastian Knoll-Jung wird in München als Fellow betreut und bringt ein Datenset zu den über 1600 Projekten mit, die zwischen 1974 und 1989 im Rahmen des Bundesprogramms „Humanisierung des Arbeitslebens“ gefördert wurden.

Das Herder-Institut (HI) ist in dieser Fellowshiprunde mit den beiden FAIR Data Fellows Eva Jarošová und Matthias Melcher stark im tschechischen Kontext verankert. Eva Jarošová bringt ein Projekt zu Prager Grabsteinen in der Frühen Neuzeit mit. Matthias Melcher hat das Gästebuch des für die tschechische Nationalbewegung wichtigen Fundorts der Königinhofer Handschrift ausgewertet, das er unter anderem mit Georeferenzierungen anreichern möchte.

Wir sind gespannt auf die kommenden Monate und werden auch in diesem Jahr wieder meet and greet-Angebote planen, um die Erfahrungen rund um die Fellowships mit der Community zu teilen, auch damit viele Menschen mit historischen Forschungsdaten Lust auf eine Bewerbung für die NFDI4Memory FAIR Data Fellowships 2026 bekommen.

Fellow

Thema

Veröffentlichung

 
Hans BaumannFremdspracherwerb im Spiegel von Briefen deutschsprachiger Jugendlicher und junger Erwachsener im Kontext von Auslandsaufenthalten in der Frühen Neuzeit  
Noah BaumannEntwicklung des Berliner Nahverkehrsnetzes (1945–1989)  
Zeynep Arslan ÇalıkMobility of Muslim Ottoman subjects in Habsburg Territories (1772–1826)  
Florian DudaEmotionen und Mimik in Zeitzeug:inneninterviews von Holocaust-Überlebenden  
Swati GuhaLanguage Endangerment and Pluralist India  
Eva JarošováPrager Grabsteine (1500–1650)  
Sebastian Knoll-JungWirkungsgeschichte des Bundesprogramms „Humanisierung des Arbeitslebens“ (1974–1989)  
Matthias MelcherGästebuch des Fundorts der Königinhofer Handschrift im 19. Jahrhundert  
Maja RothardtNächtliche Begräbnisse in der reformierten Grafschaft Lippe im 18. Jahrhundert  
Elisa TizzioniTourismuspolitik des EU-Parlaments (1979 –1999)  
Orysia ViraStraßennamen in Lviv/Ukraine vom 14. bis 18. Jahrhundert  

Die 4Memory FAIR Data Fellowships wurden 2024 erstmals ausgeschrieben.

Mit 41 Bewerbungen aus Deutschland, Indien, Italien, Litauen, Großbritannien, Spanien, Tschechien, den USA und Österreich wurde die erste Ausschreibung gut angenommen. Die Auswahlkommission für die NFDI4Memory FAIR Data Fellowships aus Vertreterinnen des Herder-Instituts, des Leibniz-Instituts für Europäische Geschichte, dem Deutschen Museum und der Herzog August Bibliothek wählte elf Fellows aus: Christian Günther und Lena Filzen am Deutschen Museum, Annika Bärwald, Florian Probst und Martin Prell beim Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Constanze Keilholz und Sarah Lang an der Herzog August Bibliothek sowie Tomasz Jankowski, Maria Levchenko, Tim Buchen und Tomash Shtohryn am Herder-Institut.

Die Datensets spiegeln die Diversität in den Geschichtswissenschaften wider: Virtual-Reality-Apps von Gedenkstätten, Protokolle wissenschaftlicher Gesellschaften im frühen 18. Jahrhundert, Fragen rund um die Buchgestaltung des 16. Jahrhunderts, alchemiegeschichtliche Quellen der Frühneuzeit, Literaturveranstaltungen in St. Petersburg zwischen 1999 und 2019, Zensusangaben zur jüdischen Bevölkerung in Kurland 1803/1804, Reisetagebücher von Kavalierstouren in den 1740er Jahren, (zwangs)umgesiedelte Familien im „Reichsgau Wartheland“, Rechnungsbücher adliger Güter in der Vormoderne, ostmitteleuropäische Diskettenmagazine in den 1989/1990er Jahren und Menschen nicht-europäischer Herkunft, die die Verbindung zwischen Hamburg und der Sklaverei zwischen 1760 und 1840 verdeutlichen, finden sich in den bearbeiteten Datensets.

Wir freuen uns über den Start der ersten Fellows und planen ein Format, in dem sie Interessierten über ihre Erfahrungen berichten. Noch eine wichtige Informationen für alle, die selbst gerne mit Unterstützung ein Datenset publikationsfähig aufbereiten möchten: Die NFDI4Memory FAIR Data Fellowships 2025 werden im Herbst diesen Jahres erneut ausgeschrieben.

Fellow
(Institution)

Thema

Veröffentlichung

Annika Bärwald
(Leibniz-Institut für Europäische Geschichte)
Hamburger Verbindungen zur Sklaverei und die Präsenz von Menschen nicht-europäischer Herkunft im Hamburger Raum, 1760 bis 1840Annika Bärwald und Josefa Cassimo (29. November 2024). Minderheitengeschichten digital: Über den Versuch, prosopografische Daten zu nicht-weißen Menschen im Hamburger Raum aufzubereiten. DH Lab. Abgerufen am 29. November 2024 von https://dhlab.hypotheses.org/?p=5756
Datenset auf Zenodo:
Bärwald, A. (2024). Menschen afrikanischer, asiatischer sowie indigen- und afrikanisch-amerikanischer Herkunft im Hamburger Raum, 1760 bis 1840 (1.0) [Data set]. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.13318708
Tim Buchen
(Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung)
„Hofzuteilungslisten“ enteigneter polnischer Familien im „Reichsgau Wartheland“ 
Lena Filzen
(Deutsches Museum)
Sitzungsprotokolle einer wissenschaftlichen Gesellschaft im frühen 18. Jahrhundert in Frankfurt am Main 
Christian Günther
(Deutsches Museum)
Authentifizierungsstrategien in Virtual-Reality-Apps von Gedenkstätten 
Tomasz Jankowski
(Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung)
Kurlandzensus 1803-1804Jankowski, Tomasz M. Courland Census Microdata, 1803–1804. 18 Dec. 2024, https://doi.org/10.57882/20241218-000.
Constanze Keilholz
(Herzog August Bibliothek)
Das Frontispiz in der Kunstliteratur vor 1600 
Sarah Lang
(Herzog August Bibliothek)
Erschließung alchemiegeschichtlicher Quellen in frühneuzeitlichen DruckenSarah Lang (6. September 2024). How to create your own fine-tuning or training dataset for computer vision using Supervisely. LATEX NINJA'ING AND THE DIGITAL HUMANITIES. Abgeraufen am 06. September 2024 von
https://latex-ninja.com/2024/09/06/how-to-create-your-own-fine-tuning-or-training-dataset-for-computer-vision-using-supervisely/Code, Dokumentation & Daten: https://github.com/sarahalang/hab-nfdi4memory-fairDataFellow.git
Mariia Levchenko
(Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung)
St Petersburg literary events (1999-2019)Levchenko, M. (2024). Literary Events in Saint Petersburg (1999-2019) from SPbLitGuide Newsletters [Data set]. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.13753154
Martin Prell
(Leibniz-Institut für Europäische Geschichte)
Reisetagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Fürsten Heinrich XI. Reuß-Greiz (1722–1800)Martin Prell (6. September 2024). What You See Is What You … Have to Revise Afterwards. Digital Humanities Lab. Abgerufen am 6. September 2024 von https://dhlab.hypotheses.org/5383
Datenset auf Zendo: Prell, M. (2024). Data of Digital Scholarly Edition of the Diary of the Travel of Heinrich XI. Reuß-Greiz 1740-1742 (1.0) [Data set]. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.12917283
Florian Probst
(Leibniz-Institut für Europäische Geschichte)
Lohn- und Preisdaten in Rechnungsbüchern adliger Güter der Neuzeit 
Tomash Shtohryn
(Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung)
Diskettenmagazine der 1980er und 1990er Jahre aus Polen, Tschechien und UngarnShtohryn, T. (2024). Diskettenmagazine im Ostmitteleuropäischen Raum (1.0) [Data set]. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.12819914